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"Urologische FACHKOMPETENZ für Ihre Gesundheit"
Grauer Star und Tamsulosin

Behandlung gutartiger Prostatavergrößerungen mit systemischen α-Blockern


Systemische α-Blocker, wie z.B. Tamsulosin, werden zur Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie, BPH) eingesetzt. Die Wirkung wird über die Entspannung glatter Muskeln in Prostata und Blasenhals vermittelt. Eine Nebenwirkung hierbei ist, dass die Regenbogenhaut des Auges ("Iris") sich - genau wie die Muskulatur am Blasenauslass - in ihrer Muskelspannung verändert. Dieses beeinträchtigt Betroffene im Alltag überhaupt nicht. Nur im Falle einer geplanten Operation des Grauen Star (Katharakt) stört dieses Phänomen und macht eine Veränderung der Operationstechnik erforderlich.

Dieses Phänomen an der Iris während der Operation wird "intraoperatives Floppy Iris Syndrom" (IFIS) genannt.
Das IFIS wurde erstmals 2005 beschrieben und wird durch drei Punkte während der OP charakterisiert:

  • Wellenförmige, in Flüssigkeitsstom wogende Iris, bereits bei geringen intraoperativen Flüssigkleitsströmungen trotz Verabreichung pupillenerweiternder Medikamente
  • Neigung der Iris (Irisvorfall) durch einen Zugang zur Vorderkammer
  • intraoperative voranschreitende Engstellung der Pupille trotz Verabreichung pupillenerweiternder Medikamente

Durch diese Veränderungen der Iris kann ein sicherer Zugang zur Augenlinse beeinträchtigt werden.
Nach Einnahme von Tamsulosin kann die Operation mit einer besonderen Technik (Einsetzen eines Shooters = sozusagen Pupillenspreizers) weitgehend unbehindert durchgeführt werden.

Der wichtigste Faktor zur Vermeidung von Komplikationen ist daher, dass der Operateur über die Einnahme von Tamsulosin Bescheid weiß.


Aktuelle Datenlage

Neueste Untersuchungsergebnisse aus multizentrischen Studien zeigten, dass das Auftreten des IFIS bereits nach kurzzeitiger Einnahme von Alphablockern deutlich erhöht ist, und die Effekte auch nach längerer Therapiepause nicht vollständig zurückbilden (d.h. ein kurzfristiges Absetzen beseitigt das Risiko nicht vollständig). Dabei liegt das Risiko bei Tamsulosin ca. 40 x höher als bei anderen Medikamenten der gleichen Stoffgruppe.

Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) empfiehlt aktuell, dass bei Patienten mit klinischen Hinweisen auf eine Katarakt („grauer Star“) ein Augenarzt einbezogen werden sollte, ehe ein Alpha-1-Rezeptorantagonist (ARA) wie Tamsulosin verordnet wird. Dabei soll die Wahrscheinlichkeit einer zukünftig erforderlich werdenden Katarakt-Operation abgeschätzt werden.

Ist bereits eine OP geplant, sollte der Eingriff laut AkdÄ möglichst vor Beginn einer Behandlung mit Tamsulosin erfolgen. Übergangsweise kann auch ein anderer Alpha- Blocker (z.B. Alfuzosin) eingesetzt werden, der ein erheblich geringeres Risiko für derartige Iris- Veränderungen in sich birgt.

Natürlich ist es oft nicht möglich, mit einem Therapiebeginn mit Tamsulosin so lange zu warten, bis Betroffene einen Termin bei einem Augenarzt bekommen. Allerdings ist es sinnvoll, den Patienten zu fragen, ob ein grauer Star vorliegt und möglicherweise - in nächster Zeit - eine Katarakt - OP ansteht.

Zusammenfassung

In den letzten Jahren haben wir uns intensiv um eine Klärung des Sachverhaltes bemüht. Nach Gesprächen mit dem Bundesvorsitzenden des Berufsverbandes, den Bayerischen Augenärzten sowie erfahrenen Operateuren können wir zu dem Thema die folgenden Empfehlungen aussprechen:

  1. Vor Einsatz von Tamsulosin sollten Betroffene zumindest über das Vorhandensein eines Grauen Stars befragt werden, im Zweifelsfall sollte eine augenärztliche Konsultation geplant werden.
  2. Besteht ein Grauer Star oder ist gar eine Katharaktoperation geplant, sollte auf eine Neueinstellung auf Tamsulosin verzichtet werden. Im Falle einer dringlich erforderlichen Medikation können alternative Alpha- Blocker zum Einsatz kommen, wie z.B. Alfuzosin.
  3. Auch nach Behandlung mit Tamsulosin ist eine operative Behandlung eines Grauen Stars komplikationslos möglich, wenn der Operateur über die Medikation vor der Operation informiert wurde und auf ein möglicherweise zu erwartendes IFIS vorbereitet ist.
  4. Erfahrene Operateure berichten, dass ein Absetzen von Tamsulosin 2 Wochen vor der Operation ein IFIS zwar nicht ganz beseitigen, jedoch deutlich abmildern kann. Auch aus urologischer Sicht ist in den meisten Fällen eine 2-wöchige Therapiepause von Tamsulosin unter sonographischer Restharnkontolle problemlos tolerierbar.
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