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Erektionsstörungen

Über die Hälfte aller Männer erleben in ihrem Leben eine oder mehrere Episoden von Erektionsstörungen. Sehr oft geschieht dieses in Stresssituationen, in denen man sich nicht ausreichend entspannen kann oder aber auch „Angst“ vor dem „Versagen“ hat. Dabei haben körpereigene Stresshormone alleine schon natürlicherweise einen hemmenden Einfluss auf die Schwellkörper des Penis, was einem urzeitlichen überlebensnotwendigen Schutzmechanismus entspricht: Wenn man auf der Flucht ist, ist eine Gliedversteifung eher störend… Eine solche Reaktion ist also ganz normal und unbedenklich. Halten solche Störungen der Sexualfunktion aber länger als 6 Monate an, sollte eine ärztliche Abklärung erfolgen.


Letztendlich sind die Schwellkörper des Penis nichts anderes als ein Schwammwerk von Blutgefäßen, um das eine sehr reißfeste Hülle geschlungen ist.

Durch sexuelle Reize entstehen im Gehirn in Nervenimpulse, die zum Schwellkörper weitergeleitet werden und letztendlich bewirken, dass sich hier die Blutgefäße mit Blut füllen. Dieses geschieht durch eine Erschlaffung der Muskulatur der Blutgefäße. Gleichzeitig wird der Abtransport von Blut aus dem Schwellkörper gedrosselt, so dass der Druck im Schwellkörper ansteigt und der Penis an Größe und Festigkeit zunimmt. Am Ende einer Erektion ziehen sich die Muskeln der Blutgefäße wieder zusammen, gleichzeitig wird der Abfluss von Blut aus dem Schwellkörper wieder ermöglicht.

Aus den komplexen Vorgängen bei einer Erektion lässt sich ableiten, dass die Ursachen einer Störung sehr unterschiedliche sein können:

Psychologische Ursachen

Wie bereits zuvor erwähnt, kann eine Gliedversteifung erst ausreichend zustande kommen, wenn keine oder nur wenig Stresshormone (zum Beispiel, Adrenalin, Prolaktin)im Blut vorhanden sind. Jegliche Form von psychischer Belastung, genauso wie partnerschaftliche Probleme, können also zu einem Versagen oder vorzeitigen Zusammenbruch der Erektion führen. In der Praxis stellen diese Faktoren eine der Hauptursachen von Erektionsstörungen dar, insbesondere bei jüngeren, ansonsten körperlich gesunden Männern.

Hormonelle Störungen

Die Fähigkeit der Gliedversteifung wird insbesondere durch männliche Hormone ("Testosteron") reguliert: Sie machen das Gehirn für sexuelle reize empfänglich, fördern die Reizweiterleitung und wirken sich positiv auf die Aufrechterhaltung einer Erektion aus.

...hier geht es zum Thema "Hormonmangel des Mannes"

Aber auch Störungen der Schilddrüsenhormone (Über- oder Unterfunktion) sowie ein erhöhter Spiegel des Stresshormons Prolaktin können Ursache einer Erektionsstörung sein.

Medikamente, Drogen, Nahrungsergänzungsmittel

Eine Vielzahl von Medikamenten kann eine Störung der Erektion nach sich ziehen. Hierzu gehören insbesondere viele Blutdruckmittel und Psychopharmaka. Prinzipiell können Erektionsstörungen bei allen Drogen auftreten, die sich auf das Gehirn auswirken, das Nervensystem beeinträchtigen oder Blutgefäße angreifen. Dazu zählen auch die gesellschaftlich anerkannten Genussmittel Alkohol und Nikotin. Auch eine Vielzahl von sogenannten "Nahrungsergänzungsmitteln" beinhalten Stoffe, die entweder den Abbau anderer Medikamente in der Leber verlangsamen oder selber in der Leber in hormonaktive Stoffe umgewandelt werden können.

Herz- Kreislauferkrankungen

Erkrankt das Herz- Kreislaufsystem, wird die Durchblutung des Schwellkörpers vermindert. Dieses geschieht durch Ablagerungen an den Blutgefäßwänden, wie sie durch Fettstoffwechselstörungen, Zuckerkrankheit, Nikotin, Alkohol oder andere Drogen entstehen können. Da die Blutgefäße für den Schwellkörper sehr dünn sind, sind sie oft als erste im Körper betroffen. Eine Erektionsstörung kann also ein erstes Anzeichen für drohende Herz- Kreislauferkrankungen sein.

Erkrankungen des Nervensystems

Durch Erkrankungen des Nervensystems wird die Weiterleitung von Nervenreizen verlangsamt, was den Reiz zur Aufrechterhaltung einer Gliedversteifung zum Erliegen bringen kann. Typische Erkrankungen sind hier Diabetes mellitus, Bandscheibenvorfälle oder eine Spinalkanalstenose. Aber auch Verletzungen der Nerven durch Unfälle oder Operationen im kleinen Becken können derartige Folgen haben.

Seltene Ursachen, Kombinationen verschiedener Ursachen

Letztendlich können auch sehr seltene Ursachen vorliegen, wie eine vorangegangene Verletzung des Schwellkörpers oder Blutgefäße, die während der Gliedversteifung des Blut des Schwellkörpers zu schnell abfließen lassen. Auch verschiedenen Blut- oder Tumorerkrankungen wird eine Schädigung der Gliedversteifung nachgesagt.

Häufig finden sich mehrere Ursachen einer Erektionsstörung gleichzeitig. Auch ganz normale Alterungsvorgänge des Körpers gewinnen insbesondere bei älteren Betroffenen zunehmend an Bedeutung.

Da oft gleichzeitig verschiedene Ursachen für Erektionsstörungen vorliegen, ist in vielen Fällen eine gezielte Therapie nicht möglich, die ohne weiteres Zutun eine eindeutige Ursache beseitigt. Nach sorgfältiger und individueller Abklärung aller möglichen Ursachen sollte ein Behandlungskonzept erarbeitet werden, das sich in den meisten Fällen aus verschiedenen Elementen zusammensetzt.

Gesunde Lebensführung, Sexualtherapie

Eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, Beseitigung von Übergewicht, Reduktion des Nikotin- und Alkoholkonsums sowie regelmäßige körperliche Aktivität haben nachgewiesenermaßen eine positiven Einfluss auf die Erektionsfähigkeit: Dadurch lassen sich Herz- Kreislauferkrankungen langfristig verbessern, eine Zuckerkrankheit kann vermieden werden. Medikamente gegen Bluthochdruck können reduziert werden. Durch allgemeine Zufriedenheit lässt sich der körpereigene Stresslevel vermindern. Eine Reduktion des Körperfettes sowie ein Aufbau von Muskelmasse wirken sich nachgewiesenermaßen positiv auf die männlichen Hormone ("Androgene") aus. Bei überwiegend psychogenen Erektionsstörungen kann zudem eine Sexual- und Paartherapie erfolgen.

Diese allgemeinen Maßnahmen stellen gewissermaßen die Grundlage dar für eine erfolgreiche und nachhaltige Behandlung von Erektionsstörungen dar. Je nach Ausprägung kann begleitend eine weitere medikamentöse Behandlung erfolgen.

Aphrodisiaka

Bereits seit der Antike sind Mittel zur Lust- und Potenzsteigerung bekannt. Beispiele hierfür sind meist pflanzliche Mittel, wie z.B. Butea superba, koreanischer Ginseng, Turnera diffusa und Yohimbin. Sie finden meistens bei eher leichten Erektionsstörungen Anwendung. Ein Vorteil ist die meist sehr gute Verträglichkeit und der rezeptfreie Bezug. Nachteile sind eine meist sehr eingeschränkte Wirksamkeit aufgrund der geringen Konzentration sowie ein ungünstiges Preis- Leistungsverhältnis.

PDE-5-Inhibitoren

Revolutioniert wurde die medikamentöse Therapie durch die Einführung von Viagra(R) mit dem Wirkstoff Sildenafil. Etwa eine Stunde nach Einnahme zeigt sich eine deutliche Steigerung der Durchblutung der Gefäße im Schwellkörper. Weitere Präparate kamen schnell auf den Markt: Tadalafil (Cialis(R)), Vardenafil (Levitra (R)) und Avanafil (Spedra(R)). Sie unterscheiden sich in erster Linie durch ihre Wirkstärke und Wirkungsdauer (2-36 Stunden). Ein entsprechender sexueller Reiz ist Voraussetzung. Nach Wegfall des Patentschutzes sind nun die Generika der ursprünglichen Präparate nicht mehr ganz so preisintensiv und damit für jeden erschwinglich geworden. Trotz ihrer sehr guten Wirkstärke sind Nebenwirkungen eher selten (Kopfschmerzen, Erröten, verstopfte Nase) Vorsicht ist geboten bei Herz- Kreislauferkrankungen: Nach einem Schlaganfall oder Herzinfarkt sollte man 6 Monate mit der Einnahme von PDE-5-Inhibitoren warten. Bei bestimmten Herzmedikamenten, die organische Nitrate enthalten, sind PDE-5-Hemmer gefährlich: hier können sich lebensgefährliche Blutdruckabfälle ereignen.


Will man den "Umweg" des Wirkstoffes über das Blut vermeiden, können erektionsfördernde Stoffe auch an Ort und Stelle verabreicht werden. Hierzu verwendet man Abkömmlinge körpereigener Botenstoffe ("Prostaglandine"), die an Ort und Stelle eine Durchblutungsförderung hervorrufen. Aber auch hier können geringe Mengen in das Blut gelangen und so auf den Kreislauf wirken.

Schwellkörper- Autoinjektions- Therapie (SKAT)

Hier wird das Medikament Alprostadil durch eine haardünne Kanüle direkt in den Schwellkörper gespritzt. Die Einstellung der richtigen Dosis erfolgt durch den Facharzt im Rahmen von Probeinjektionen mit nachfolgender Dopplersonographie der Penisgefäße. Etwa 15 Minuten später entsteht eine künstliche Erektion, die auch ohne sexuelle Reize über 30- 60 Minuten anhält. Vorteil ist eine deutlich stärkere Wirksamkeit als bei PDE-5-Hemmern, Nachteile sind die recht hohen Therapiekosten und die eher künstliche Gliedversteifung, die unabhängig von sexuellen Reizen erfolgt. Nur in sehr seltenen Fällen können sich im Anschluss dauerhafte schmerzhafte Erektionen ergeben ("Priapismus"), die dann medizinisch behandlungsbedürftig sind.

Medikamentöses Urethrales System zur Erektion (MUSE)

Bei diesem Verfahren wird der Wirkstoff Alprostadil mit einem Applikator in die vordere Harnröhre gespritzt, wo er durch die Schleimhaut nach 10 Minuten aufgenommen wird. Vorteil ist der Verzicht auf Spritzen, Nachteil die geringere Wirkstärke.

Die folgenden Behandlungsverfahren kommen in aller Regel erst zum Einsatz, wenn eine medikamentöse Therapie erfolglos bleibt:

Vakuumpumpe

Bei diesem Verfahren wird ein Plexiglas- Zylinder über den Penis gestülpt und dann mit einer Pumpe hierin ein Vakuum erzeugt. Dadurch strömt Blut in den Schwellkörper. Ein Gummiring an der Penisbasis hält das Blut im Schwellkörper.

Implantation einer Penisprothese

Hierbei handelt es sich um eine operatives Verfahren, bei dem die körpereigenen Schwellkörper durch künstliche Schwellkörper ersetzt werden. Verschiedene Verfahren stehen hier zur Verfügung. Eine Penisprothese wird im Allgemeinen nur gewünscht, wenn alle anderen Verfahren erfolglos waren. Entscheidend ist hierbei, dass der körpereigene Schwellkörper unwiderruflich zerstört wird. Die Menge des eingebrachten Fremdkörpermaterials ist nicht unerheblich, hier drohen Komplikationen wie Materialdefekt oder Entzündung.

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